Plakat Symposium Lenz-Herbst. Zeichnung von Jens Eike Krüger nach Zeichnungen von J.M.R. Lenz. Layout Ulrike Weidlich
»Geradezu verstörende Wirkung müssen die rund 25 Dramen und Dramenfragmente des Sturm und Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz auf seine Zeitgenossen gehabt haben. Man warf ihm Notzüchtigung der Sprache vor sowie poetische Grausamkeit. Seine Stücke schienen die Bühnen zu sprengen. Zu Lenz‘ Lebzeiten wurde keines davon unverfälscht aufgeführt. […]
Im Jahr 2013 war ich für die Produktionen Othello (Regie Ulrich Greb) und Under Cover (Inszenierung und Konzeption Barbara Wachendorff) am Schlosstheater Moers als Dramaturgieassistentin und Projektkoordinatorin u.a. für Recherche, konzeptionelle Arbeit, Interviews, Probenbegleitung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Das Lenz-Hörspiel-Projekt hat einen assoziativ gefügten ‚Scherbenhaufen’ von Figuren, Bildern, Orten und Sätzen aus Lenz’ Werk produziert, gesammelt unter anderem aus Stücken wie Die Soldaten und Der tugendhafte Taugenichts, sowie aus Teilen der Büchnerschen Lenz-Novelle, die motivisch und sprachlich an den Autor Lenz anschließt.
Begegnet der Hörer zu Beginn der (vom Autor selbst geschriebenen) Figur Lenz, trifft er im Laufe der Klangcollage auf einige seiner Figuren: Väter, Söhne und Töchter, die immer in einem Spannungsverhältnis zu der Gesellschaft stehen, in die sie hineingeboren wurden. Lenz waren die Repressionen der Gesellschaft sehr präsent. Vor allem als Autor fand er nicht den erwünschten gesellschaftlichen Platz – so begab er sich in einen ‚Winkel’ an ihrem Rand, von dem aus er an sich und der Gesellschaft scheiternde Figuren schrieb, deren Wunsch es doch ist, auszubrechen aus ihrer Unmündigkeit. So verfolgte er stets das Ziel, „durch Worte Handlungen zu wecken“. Zugleich ist seinen Texten und seiner Sprache eine tiefe Skepsis über diese Möglichkeit und über die Möglichkeiten der Sprache eingeschrieben. Für das Lenz-Hörspiel-Projekt ist Lenz deshalb nicht nur eine Figur oder ein besonderer Autor, sondern auch ein Ort, eine Leerstelle gewissermaßen, von der aus der Versuch eines ‚anderen’ Sprechens möglich ist.
LenzStelle – Ein Scherbenhaufen Eine Collage aus Texten von Jakob Michael Reinhold Lenz und Georg Büchners Lenz-Novelle Rollen und ihre Sprecher Vater / Kunstkenner– Oliver Lein Lenz / Magister – Philipp Hanke Sohn – Friedrich Haupt Tochter – Henrike Bruns Erster – Sabrina Stabi Zweiter – Jasmin Maghames Stimme – Annkathrin Schwedhelm Gedicht „Urania“ – Judith Schäfer Gedicht „Gemählde eines Erschlagenen“ – Annkathrin Schwedhelm Regie Mareike Möller, Judith Schäfer, Mary Shnayien Text und Dramaturgie Philipp Hanke, Joana Jung Geräusche und Musik Annika Meyer, Anna Niehoff, Annkathrin Schwedhelm, Sabrina Stabi Aufnahme und Schnitt Jens Krüger, Oliver Lein, Mary Shnayien Eine gemeinsame Produktion des theaterwissenschaftlichen Seminars „Sprich, damit ich dich sehe! Ein Lenz-Hörspiel-Projekt“ Bochum 2012.
Für das Theater an der Ruhr baute ich als Projektleiterin im Jahr 2009 das Archiv aller Bestände an Rezensionen, Pressematerial, Fotomaterial, Figurinen, Bühnen(bild)modellen, Programmheften und Inszenierungsaufzeichnungen von der Gründung 1981 bis ins Jahr 2009 auf. Die Bestände sowie der von mir erstellte Katalog wurden an die Theaterwissenschaftliche Sammlung Schloss Wahn (Köln) übergeben und sind dort gemäß der Nutzungsordnung öffentlich zugänglich.
Tätig in vielfältigen Feldern als promovierte Theaterwissenschaftlerin, Lektorin, Sprecherin, Dozentin, Dramaturgin, Projektleiterin, Autorin und Herausgeberin. Ich schreibe außerdem Prosa und Lyrik und erarbeite ortsspezifische künstlerische Projekte.
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